Im Juni 2018 lud vtmw an den Veranstaltungsorten Köln und Hamburg interessierte Branchenvertreter zu einem Austausch zum Thema Digitalisierung ein. Nach einem Impulsvortrag mit dem Schwerpunkt Produktentwicklung und künstliche Intelligenz diskutierten Fachexperten und Führungskräfte aus sieben Versicherungsunternehmen über aktuelle Trends und Herausforderungen.
Daten, Daten, Daten
Daten gelten zu Recht als der „Rohstoff des 21. Jahrhunderts“. Sie sind eine Schlüsselvoraussetzung für die erfolgreiche Nutzung von Methoden der künstlichen Intelligenz, etwa im Bereich des maschinellen Lernens. Doch wie bekommt das Versicherungsunternehmen Zugriff auf relevante Daten? In der Teilnehmerrunde wurde sowohl die Nutzung der vorhandenen Datenbestände als auch das Sammeln von neuen Daten diskutiert, wobei der Schutz von Daten generell als sensibles Thema wahrgenommen wird. Im Gegensatz zu manch anderen Wirtschaftszweigen hat sich die Versicherungsbranche in der Vergangenheit als vertrauenswürdiger Partner im Umgang mit Daten erwiesen. So werden etwa Gesundheitsdaten bereits seit Jahrzehnten äußerst vertraulich behandelt. Dies könnte ein wirksames Argument für Kunden sein, ihre Daten auch zukünftig bevorzugt dem eigenen Versicherungsunternehmen zur Verfügung zu stellen. Ebenfalls kritisch wurde betrachtet, wie man Algorithmen der künstlichen Intelligenz kontrollieren und deren Resultate nachvollziehen kann.
Wohin geht die Lebensversicherung?
In der LV-Sparte werden die Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien zum Teil skeptisch gesehen. Aktuell gibt es aufgrund gesetzlicher Regelungen und technisch veralteter Systeme wenig Spielraum für echte Produktinnovationen. Andererseits wünschten sich viele Kunden mehr Flexibilität in der Lebensversicherung. Demnach könnte sich das Angebot zukünftig in Richtung kurzlaufender und kurzfristig abschließbarer Produkte entwickeln. Das bedeutet aus Sicht der Diskussionsteilnehmer jedoch keinesfalls das Ende für den stationären Versicherungsvertrieb. Auch „Digital Natives“ haben, insbesondere bei langfristiger und umfassender Deckung, wie sie in der Lebens- und Krankenversicherung üblich ist, den Wunsch nach persönlicher Beratung durch eine Vertrauensperson.
Die zentrale Rolle der IT-Systeme
Alle Teilnehmer waren sich einig: Digitalisierung bedeutet in der Versicherungsbranche weit mehr als allein die fortschreitende Automatisierung von Verarbeitungsprozessen, obwohl auch diese oftmals eine Herausforderung darstellt. Als zentrale Faktoren der Wertschöpfung wurden die Bestandsverwaltungssysteme mit all ihren Umsystemen gesehen. Jedes innovative Produkt muss schließlich auch vermarktet und die entsprechenden Verträge verwaltet werden. Während früher zum Teil unnötig komplexe Produkte zu sehr komplizierten und schwer wartbaren Bestandsveraltungssystemen geführt haben, ist es heute in vielen Versicherungsunternehmen gängige Praxis, dass die IT-Abteilung an der Produktentwicklung beteiligt ist. Hier gilt es, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und gleichzeitig die IT-Systemlandschaft zukunftsfähig zu machen. Als zusätzliche Herausforderung wird insbesondere die Bereitstellung komfortabler Plattformen zum Kundenkontakt mit 24/7 Self-Service und der effiziente Umgang mit der stetig wachsenden Menge an verfügbaren Kundendaten identifiziert, welche eine datengetriebene Produktentwicklung überhaupt erst ermöglicht.
Fazit
Die Veranstaltung bot die Möglichkeit, sich in angenehmer Atmosphäre über aktuelle Trends und Herausforderungen im Bereich Digitalisierung auszutauschen. Die Teilnehmer schätzten die offenen, anregenden und vertrauensvollen Diskussionen ebenso wie die thematische Hinführung. Wir danken allen Teilnehmern für ihre engagierte Mitwirkung.